Pfadfinden in Mitteldeutschland

Das sind wir!

Pfadfinden gibt dir die Möglichkeit, Abenteuer zu erleben. Als Pfadfinder*in warten viele besondere und unvergessliche Erfahrungen auf dich. Von Fahrten und Hajks bis zu riesigen Zeltlagern mit bis zu 50.000 Teilnehmenden kannst du an einer Vielzahl an Angeboten mitmachen und diese auch mitgestalten.

In unserem VCP-Land gibt es derzeit 18 Ortsgruppen, die bei uns „Stämme“ heißen. In den Stämmen gibt es kleine Gruppen gleichaltriger Kinder und Jugendlicher, die wir Meuten, Sippen und Runden nennen. Wir haben derzeit etwa 400 Mitglieder. Grundstein unserer Arbeit sind die Gruppenstunden, die meist aller ein bis zwei Wochen stattfinden und von ausgebildeten Jugendlichen geleitet werden. Was wird da so gemacht? Weshalb machen wir das? Diese Fragen möchten wir dir gerne hier beantworten. Im Folgenden kannst du mehr lesen zu:

  • Unseren Grundsätzen und Werten
  • Was Pfadfinder*innen eigentlich machen
  • Wie unser VCP-Land vernetzt ist

Tipp: In der pfadfinderisch und bündisch geprägten Jugendbewegung gibt es viele eigene Wörter, die du so vielleicht noch nie gehört hast. Du kannst sie aber in unserem ausführlichen Glossar nachschlagen!

Ob es einen Stamm in deiner Nähe gibt, kannst du hier überprüfen.

essensrennen
gitarre singerunde
bünde binden

In a nutshell

Pfadfinden – das ist die weltweit größte Jugendbewegung. Für jedes Alter schaffen wir Angebote, die Welt neu zu entdecken und die eigene Persönlichkeit in einem geschützten Rahmen weiterentwickeln zu können. Das Leben in der kleinen Gruppe, die Nähe zur Natur und das Prinzip „Jugend leitet Jugend“ gehören dabei zu unserer Philosophie. Wir wollen Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich zu eigenständigen Bürgern*Bürgerinnen in einer demokratischen Gesellschaft zu entwickeln.

 eichhoernchen

Unsere Grundsätze

Pfadfinden – das ist Vielfalt! Deshalb gibt es auch nicht „den einen“ Grundsatz schlechthin. Die Basis für unsere Arbeit bildet die pfadfinderische Methode – darin inbegriffen sind verschiedene Prinzipien, z.B. das bekannte „Learning by Doing“, der Ansatz „Look at the Child!“, die kleine Gruppe und die gemeinsamen Werte. Bestimmend für unsere Arbeit ist zudem unsere Meinung, dass Jugendliche die besten Gruppenleiter*innen sind („Jugend leitet Jugend“).

Learning by doing

Die besten Erfahrungen macht man, wenn man sie selbst macht! Wir bieten dir den Raum und den Rückhalt, um selbst zu handeln und von anderen zu lernen. Wir wollen, dass Jugendliche ihre eigene Selbstwirksamkeit erfahren können und den Mut bekommen, sich auszuprobieren.

Look at the child

Geht es nur uns so, oder werden alle Kinder und Jugendlichen zu häufig über einen Kamm geschert? Im Fokus unserer Gruppenleiter*innen liegt die individuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Arbeitsformen, Inhalte und Aufgaben werden daran ausgerichtet. Den Rahmen dafür bieten die Stufen Wölflinge, Jungpfadfinder*innen, Pfadfinder*innen und Ranger*Rover (R*R).

Jugend leitet Jugend

Jugendlichen wird in unserer Gesellschaft häufig weniger zugetraut als möglich wäre, z.B. wenn es um das Wahlalter oder die Übernahme von Leitungsverantwortung für Veranstaltungen geht. Das ist bei uns anders! Und was du noch nicht kannst, lernst du durch eigenes Handeln oder gemeinsam mit der Gruppe, die du leitest. So können Jugendliche ihren  Entfaltungsspielraum vollkommen ausnutzen.

Die kleine Gruppe

Um die eigenen Fähigkeiten entdecken und neue hinzugewinnen zu können, ist eine Halt gebende, aber offene Umgebung wichtig. Pfadfinder*innen im VCP sind zunächst in größere („Meuten“, „Rudel“), dann in kleinere Gruppen („Sippen“) eingebunden. Bis zum Ende der Gruppenzeit, oftmals auch darüber hinaus, bildet die Sippe eine feste Gemeinschaft. Individuelle Stärken und Schwächen werden hier wahrgenommen und akzeptiert. So können Pfadfinder*innen altersgemäß Verantwortung übernehmen, soziale Verhaltensweisen wie zum Beispiel den Umgang mit Konflikten lernen und miteinander wachsen.

Fahrt und Lager

Unterwegs sein. Die Welt mit allen Sinnen erleben. Was gibt es Schöneres? Fahrt und Lager sind die Methoden, die das Pfadfinden erst zu dem originellen Erlebnis machen. Den Umgang mit der Unsicherheit, die eine völlig ungewohnte Umgebung bietet, zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln, neue Kulturen kennenzulernen, seine Sprachkenntnisse auf die Probe zu stellen - was gibt es spannenderes?

Das Versprechen

Für das Zusammenleben in der Gesellschaft und bei den Pfadfindern*Pfadfinderinnen gibt es Regeln. Mit dem individuell erarbeiteten Versprechen entschließen sich unsere Mitglieder, für sich Werte zu definieren und Verantwortung zu übernehmen. Mit jeder neuen Stufe wird das eigene Versprechen neu gegeben und differenzierter betrachtet.

Gemeinsame Werte

Unser VCP-Land verbindet ein gemeinsames Wertenetz, welches sich aus den pfadfinderischen Grundsätzen und unserem christlichen Glauben ableitet. Wir stehen für Offenheit und Toleranz gegenüber allen Menschen und handeln nach diesen Werten. Damit verbunden ist aber ebenso die Meinung, dass Intoleranz nicht toleriert werden kann!

Durch unsere Nähe zur Natur wird das Konzept der Nachhaltigkeit begreifbarer. Diese ist in vielen Bereichen unseres Lebens wichtig – nicht bloß in der ökologischen Nische, in die sie häufig hineingedacht wird.

Es ist uns wichtig, dass Kinder und Jugendliche aktiv demokratische Strukturen kennenlernen, verstehen und erkennen, dass es viele Möglichkeiten zur Teilhabe gibt. Deshalb sind alle unsere Strukturen, bis hinunter zu der kleinen Gruppe vor Ort, demokratisch und transparent gestaltet.

Religion und Pfadfinden

Wir sind ein evangelischer Verband und deshalb auch Teil der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Wir handeln und leiten nach christlichen Grundsätzen, womit für uns auch eine welt- und menschenoffene Haltung verbunden ist. Glauben ist vielfältig. Deshalb entscheidet jeder Stamm, jede Sippe, jedes Mitglied für sich, wie er*sie mit Spiritualität umgeht.

Nichtsdestoweniger sind wir offen für alle Religionen und Glaubensformen und natürlich auch für religiös nicht gebundene Menschen.

So erkennst du uns!

Pfadfinder*innen? Habe ich noch nie gesehen – oder vielleicht ja doch? Nicht immer, aber häufig erkennst du uns am besten an unserer Kluft. Im VCP besteht sie aus einem grauen Hemd, welches sich jedes Mitglied individuell mit Aufnähern von Veranstaltungen gestalten kann. Das internationale Erkennungszeichen aller Pfadfinder*innen ist das Halstuch. Es hat in jedem Bund andere Farben und Muster. Im VCP ist das Halstuch blau und mit einem farbigen Rand versehen. Die Farbe des Randes entscheidet sich danach, in welcher Altersstufe der*die Halstuchträger*in aktiv ist:

Orange Wölflinge ca. 7 bis 9 Jahre
Hellgrün Jungpfadfinder*innen ca. 10 bis 13 Jahre
Dunkelgrün Pfadfinder*innen ca. 13 bis 15 Jahre
Bordeauxrot Ranger*Rover (R*R) ca. 16 bis 21 Jahre
Lila Erwachsene ca. ab 22 Jahren

Die Altersangaben sind jedoch lediglich Empfehlungen. Grundsätzlich richten sich die Stufen nach dem Entwicklungsstand des Kindes (siehe Look at the Child!).

Wenn du aufmerksam bist, kannst du Pfadfinder*innen aber häufig auch an ihrem Gitarrenspiel oder den Schwarzzelten (Kohten und Jurten) erkennen, fast immer auch an ihrer guten Laune. Selbst im strömenden Regen! 😉

Was machen Pfadfinder*innen?

Kekse verkaufen wir eher selten, eigentlich nie. Aber was tun wir stattdessen? Pfadfinden bedeutet vor allem eins: selbst erleben. Am einfachsten ist es, wenn du mal bei uns vorbeischaust und dir selbst ein Bild machst! Wir haben diese Frage aber auch einmal unserer Landesleitung gestellt. Ihre Antwort ist:

Als Pfadfinder*innen begreifen wir uns als Akteure, die die Welt ein Stück besser hinterlassen möchten, als wir sie vorgefunden haben. Deshalb engagieren wir uns in unseren Gemeinden für eine saubere Umwelt, unterstützen

Gemeinschaftsprojekte und / oder gestalten unsere Demokratie aktiv mit.  Neben unserem Engagement leben wir Gemeinschaft, ob in der wöchentlichen Gruppenstunde oder auf Freizeitfahrten. Wenn also jemand die Himmelsrichtungen von den Sternen ablesen kann, Sternenbilder erklärt, Erste Hilfe beherrscht, Feuer macht und darüber kocht, seine Unterkunft selbst baut, die richtigen Werkzeuge zur Hand hat, sich immer und überall mit Karte und Kompass orientieren kann, schnitzt, lacht, singt, mit Kraxe und Wanderschuhen übers Land zieht und an Kluft oder Halstuch denkt, dann ist es sicher ein*e Pfadfinder*in.

Abenteuer!

Pfadfinden, das ist auch, mal völlig neue Dinge auszuprobieren. Sei es als Jungpfadfinder*in auf dem ersten großen Zeltlager, als Pfadfinder*in auf der Großfahrt im Ausland oder als R*R das verrückte Projekt, das man neuerdings verfolgt. In der Welt gibt es vieles zu entdecken! Manchmal geht das am besten, wenn man weit entfernt von der nächsten Stadt unterm Sternenhimmel kocht, spätem Vogelgesang lauscht und das Handy seit drei Tagen nicht mehr angeschaltet hat. Und an anderen Tagen ist man gemeinsam mit der Sippe in der Großstadt beim Geocaching und entdeckt Orte oder Menschen, die sich dem Auge zuvor entzogen haben.

Liedgut

In der bündischen Szene wird viel gesungen und musiziert, häufig auch überbündisch. Mehr Geschichte(n) zu unserem Liedgut kannst du bald auch auf dieser Seite finden.

Üblich ist es auch, Lieder für Lager zu schreiben, wie zum Beispiel für unser Landeslager 2019.

Landeslagerlied 2019

Auf dem Landeslager 2019 beschäftigten wir uns mit dem Thema "Zeit" und der Geschichte von Momo. Dabei ist auch ein tolles Lied entstanden: "Es wird Zeit!", sowie ein passendes Musikvideo

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Etwas Geschichte

~1900

Wandervogel greif (gemeinfrei)

 Um die Jahrhundertwende herum bilden sich in Deutschland erste jugendbewegte Gruppen, häufig im Rahmen der Wandervogelbewegung

1907

Cover von Scouting for boys. Von Wikimedia, gemeinfrei

Gründung der Pfadfinder*innen-Bewegung

Lord Robert Stephenson Smyth Baden-Powell of Gilwell (kurz: „BP“ oder „BiPi“) veranstaltet auf Brownsea Island das erste Pfadfinderlager. Wenige Jahre später gründet seine spätere Frau Olave Baden-Powell (geb. Soames) die ersten Pfadfinderinnengruppen.

1909 - 1914

CVJM Pfadfinder vor 1915 (Quelle: Wikimedia, gemeinfrei)

Anfänge in Deutschland

In Deutschland werden die ersten Pfadfindergruppen durch Alexander Lion gegründet. Es kommt zum Kontakt zwischen den Wandervögeln, Reformjugenden und Pfadfindern*Pfadfinderinnen. Im Jahr 1913 wird, als Gegenveranstaltung zu der 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht, auf dem Hohen Meißner in Hessen der Erste Freideutsche Jugendtag abgehalten (das sogenannte Meißnertreffen). Auf diesem wird die berühmte Meißnerformel verabschiedet: „Die Freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein.“
 Zusatz 1: „Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten“. Zusatz 2 (nicht von allen mitgetragen): „Alle gemeinsamen Veranstaltungen der Freideutschen Jugend sind alkohol- und nikotinfrei“.

1914-1918

Die Bewegung breitet sich in der gesamten Welt aus, das Pfadfinden und die Wandervogelbewegung sind noch stark militärisch, kolonialistisch und patriotisch geprägt. Im ersten Weltkrieg kämpfen, auch deshalb, viele Jugendliche an der Front, was einen prägenden Einfluss auf die spätere, pazifistische Entwicklung haben wird. Daraus entsteht auch das zunächst notgedrungene Konzept „Jugend leitet Jugend“, da die Leiter (in der Regel Männer) im Krieg waren und so die Jugendlichen selbst ihre Gruppen leiteten.

1918-1933

Nach dem ersten Weltkrieg bilden sich so viele verschiedene Bünde, die sich zusammenschließen, aufspalten, auflösen, neu gründen, … Mit der Gleichschaltung ab 1933 werden im Dritten Reich alle Jugendgruppen außerhalb der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädel (BDM) verboten. Viele Bünde schließen sich deshalb der HJ / dem BDM an oder entgehen diesem durch ihre Auflösung. Nur wenige Gruppen und Verbände entschließen sich dazu, ihre Arbeit im Untergrund fortzuführen.

1921

1921 trafen sich in Neudietendorf  (Thüringen) die regionalen Vertreter*innen der bestehenden christlichen (evangelishen) Pfadfinderschaften. Neben der Entscheidung für ein gemeinsames Zeichen, dem Pfadfinderkreuz, und einen einheitlichen Namen (Christliche Pfadfinderschaft  Deutschlands (CPD)) legte man sich auf gemeiname Werte fest. Als gemeinsame inhaltliche Grundlage dienten die  „Neudietendorfer Grundsätze“.

Nach 1946

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bleiben selbstorganisierte Jugendgruppen zunächst verboten. Nach und nach wird dieses Verbot in den alliierten Besatzungszonen aufgehoben.

1946

In der sowjetischen Besatzungszone wird 1946 die Freie Deutsche Jugend (FDJ) gegründet, die, später in der DDR zur Staatsjugend wird. Die FDJ übernimmt die pfadfinderischen Methoden und instrumentalisiert und missbraucht sie zu ideologischen und politischen Zwecken.

1973

Logo VCP VCP Blau RGB

 Aus der Evangelischen Mädchenpfadfinderschaft (EMP), der Christlichen Pfadfinderschaft (CPD) und dem Bund Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BCP) bildet sich in der BRD der VCP.

1991

Stammesgründung Neudietendorf

 In Neudietendorf wird der erste VCP-Stamm in Thüringen gegründet.

1990 und später

Im Zuge der Wiedervereinigung gründen sich Pfadfinder*innengruppen auch in den neuen Bundesländern.

2002

Logo Stamm Jakobus transparent

 In Dessau wird der erste VCP-Stamm in Sachsen-Anhalt gegründet.

2009

landesaufnaeher

 Der VCP Mitteldeutschland gründet sich, mit etwas mehr als 200 Mitgliedern.

2022

Der VCP Mitteldeutschland hat derzeit etwas mehr als 400 Mitglieder in 18 Stämmen, Tendenz wachsend.

Dachverbände - (inter)national vernetzt

Das Bilden von Freundschaften über Grenzen hinweg ist ein zentraler Bestandteil des Pfadfindens. Pfadfinden ist eine internationale Bewegung mit vielen Strömungen. Weltweit gibt es über 40 Millionen Pfadfinder*innen, die sich in verschiedenen Verbänden in 216 Ländern engagieren.

Der Verband Christlicher Pfadfinder*innen (VCP) Mitteldeutschland ist eines der kleineren Länder im Bundesverband VCP. Über den VCP sind wir auf nationaler Ebene Mitglied im rdp, dem Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände. Diesem gehören auch die katholischen Verbände DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) und PSG (Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg), der konfessionell ungebundene BdP (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) und der moslemische BMPPD (Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands) an. Der rdp ist Teil der internationalen Dachverbände WOSM (World Organisation of the Scout Movement) und WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts).

Nicht nur pfadfinderisch sind wir gut vernetzt, als evangelischer Jugendverband sind wir auch Mitglied in vielen Gremien und Dachverbänden der evangelischen Jugend bzw. der Evangelischen Kirche und anderer Organisationen wie dem Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt.

Kontakt

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