© VCP/Patrick Franz

Einleitung

Ein Wochenende mit Pfadfinder*innen aus allen VCP-Ländern - das gab es sicher schon ziemlich lange nicht mehr. Umso schöner war es, alt- und neubekannte Gesichter wiederzutreffen, und vor allem auch die Menschen kennenzulernen, denen ich in den vergangenen zwei Jahren öfter digital begegnet bin, aber eben noch nie "in echt".

Am Freitagnachmittag stieg ich in den Zug - stolz darauf, dank Neun-Euro- und Semesterticket mal wieder keine Fahrtkosten zu verursachen  ;) - und kam dann genau richtig zum Abendessen auf der Burg Rieneck an. Unterwegs habe ich mir noch die Sitzungsunterlagen durchgelesen und – wie eigentlich immer, wenn Pfadfinder*innenveranstaltungen auf der Rieneck sind – Menschen getroffen, die auch auf dem Weg zur Burg waren.

© VCP Mitteldeutschland / Jakob KruegerNach etlichen freudigen Wiedersehens-Begrüßungen haben klang der Abend schließlich in Gesprächen und Gesang aus.

Samstag ging es dann "richtig" los - für mich war es nicht bloß meine erste BV in Präsenz, sondern überhaupt die erste und so war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde.

 

Was alles besprochen wurde

Der erste spannende Tagesordnungspunkt (TOP) war ein Antrag zur barrierefreien Gestaltung von Veranstaltungen der Bundesgremien des VCP. Er wurde mit großer Mehrheit angenommen und so werden zukünftige Bundesgremien ein besonderes Augenmerk auf die möglichst barrierefreie Teilhabe von allen Menschen, wie zum Beispiel an der BV, richten.

Viel berichtet und diskutiert wurde auch über den Fortschritt der Pfadfindung. Das ist der verbandsinterne Prozess, der vor vielen Jahren angestoßen wurde. Das Ziel: die Weiterentwicklung des VCP. Dabei wurden unter anderem Meilensteine zur Verbandsentwicklung formuliert.
Nun (Stand Sommer 2022) ist die Hälfte der Projekzeit um, aber lediglich zwölf von 78 Meilensteinen wurden erreicht. Eine Ursache dafür ist natürlich Corona, aber eben nicht nur. Der hauptsächliche Grund ist, dass die Umsetzung der © VCPmotivierten Ziele neben dem Tagesgeschäft nicht so leicht wie erwartet ist und dass es mehr Aktivität von allen (insbesondere den Ländern und Stämmen) hätte geben müssen.
Aus diesem Grund hat die BV beschlossen, die Ziele der Pfadfindung zu fokussieren auf ein großes Ziel (unter das auch eigentlich alle anderen Ziele fallen): Wachstum. Der VCP will bis 2032 20.000 Mitglieder hinzugewonnen haben (was in etwa einer Verdopplung der aktuellen Mitgliedszahlen entspricht).
Was sich noch alles hinter der Pfadfindung verbirgt, kannst du im VCP-Blog nachlesen: vcp.de/pfadfinden/meilensteine-fuer-die-pfadfindung/

Außerdem wurde die BV über den aktuellen Stand bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im VCP von unserem Generalsekretär Johannes informiert. Bisher sind 67 Fälle bekannt, die alle schon verjährt sind ("verjährt" bedeutet, dass sie nicht mehr durch ein Gericht verurteilt werden können). Die vermutete Dunkelziffer ist dabei sehr hoch – es ist also leider wahrscheinlich, dass es noch viele weitere Fälle gab. Der VCP plant eine qualitativ-wissenschaftliche Studie im Kleinformat, um die Fälle sexualisierter Gewalt im Verband aufzuarbeiten und aufzuklären.
Darüber hinaus soll ein externes Aufarbeitungsteam mit geschulten Mitgliedern und damit eine Anlaufstelle geschaffen werden, die gut erreichbar ist.
Detailliertere Infos könnt ihr im Protokoll der BV lesen, sobald das veröffentlicht ist.

Das Schwarzzeltmaterial des VCP-Bundes, das bei F&F in Kaufungen liegt, kann ab jetzt auch an Untergliederungen (also auch an Länder und Stämme) verliehen werden - das war bisher nicht so. Es handelt sich aktuell jedoch nur um fünf Jurten.

fahrtenbedarfApropos F&F: Unser Ausrüster hat nun einen neuen Onlineshop! Es hat sehr lange gedauert, aber dafür wurde das Projekt ehrenamtlich gestemmt. Seit kurzem könnt ihr also unter www.fahrtenbedarf.de mit einem ganz neuen Feeling für euer nächstes Abenteuer shoppen gehen ;)


Außerdem wurden folgende Punkte besprochen:

  • Woodbadge-Kurse sind zurück: Es gibt wieder vermehrt Woodbadge-Kurse im VCP! Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landesebene finden wieder vermehrt Schulungen statt - auch für künftige Woodbadge-Ausbilder*innen.
  • Jugendpolitisches Konzept für den VCP: Wie politisch ist der VCP? Eine Frage, die sich der Verband immer wieder stellt. Deswegen soll nun ein jugendpolitisches Konzept erarbeitet werden, in dem genau diese Frage näher definiert wird. Grundlage dafür ist übrigens das jugendpolitische Konzept des rdp, das bis zur Fertigstellung auch die Entscheidungsgrundlage für jugendpolitische Entscheidungen des VCP sein wird.

© VCP

  •  Gendering-Antrag: Eigentlich ist dieser Punkt viel zu wichtig, um ihn bloß in einem Stichpunkt zu erwähnen. Aber manchmal ist die Zeit eben knapp. Unsere Landesversammlung LV I 2022 hat einen Antrag darauf gestellt, dass der Vereinsname des VCP von "Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V." zu "Verband Christlicher Pfadfinder*innen e.V." geändert wird. Der Grund dafür ist nicht die kürzere Schreibweise, sondern die moderne Verbandsrealität: Wir sind ein für Diversität offener Verband und sollten kein bipolares Verständnis von Geschlecht in unserem Vereinsnamen forttragen. Schon 1973, also vor 49 Jahren, als der VCP gegründet wurde, benannte er sich für damalige Verhältnisse progressiv mit "Pfadfinderinnen und Pfadfindern" und nicht nur mit "Pfadfindern". Diese Progressivität heute bedeutet auch, Minderheiten sichtbar zu machen und Geschlechtergerechtigkeit bestmöglich zu stärken.
    Auf der BV wurde der Antrag heiß diskutiert. Dabei ging es nicht um die Frage, ob wir gendern wollen (denn das wurde schon auf anderen BVs und auch im Bundesrat diskutiert), sondern wie wir dabei möglichst viele Mitglieder mitnehmen. Damit die Änderung des Verbandsnamen möglichst partizipativ an die Mitglieder herangetragen wird, hat die BV den Antrag auf die nächste BV 2023 vertagt und so die Möglichkeit (und den Auftrag) für die Länder gegeben, Sorge dafür zu tragen, dass die Namensänderung auf Verständnis und Akzeptanz in den Stämmen trifft.
    Für mich ist dieses Ergebnis ein großer Erfolg, denn nach den Beschlüssen übers Gendern vor vier bzw. fünf Jahren, wurde genau das nämlich vernachlässigt - und das hat sich der VCP nun eingestanden. Alle wissen, dass wir nächstes Jahr diesen Antrag wieder auf dem Schreibtisch haben und so bleibt dieses Thema auf der Agenda, auf der es vorher eben nicht war.
    Ich bin gespannt, wie es nächstes Jahr dann weitergeht.

 

An dieser Stelle möchte das Redaktionsteam unseren beiden BV-Delegierten Jakob und Jaron sowie Malte als BR-Delegierten noch einen herzlichen Dank aussprechen: Es ist super, dass ihr uns auf der Bundesversammlung 2022 vertreten habt!